Griaß di, Großer Arber!

Die diesjährigen Deutschen Meisterschaften im Berglauf fanden am 10.06. in Bayerisch Eisenstein im Bayerischen Wald statt, direkt an der tschechischen Grenze gelegen. Da der Start bereits morgens um 10 Uhr sein sollte, brachen wir mit einer im diesen Jahr sehr kleinen Läufergruppe bereits am Vortrag morgens in Heltersberg auf und fuhren gemeinsam mit einem VW Bus die gut 500km bis zu unserem Ziel. Erfreulicher Weise waren die Straßen relativ frei und so waren wir bereits kurz vor 17 Uhr in unserem Hotel, das vom Dieter – dem Chef unserer Laufabteilung – sehr gut ausgesucht war. Nach dem Checkin ging der nächste Weg zur Arberlandhalle, wo Dieter unsere Startunterlagen in Empfang nahm und Tom und ich eine kurze Besichtigung der Wettkampfstrecke vornahmen. Nach der langen Fahrt tat das Laufen in gemäßigtem Tempo sehr gut und wir schauten uns die ersten 4km der Strecke an – d.h. nicht ganz, denn durch volle Konzentration auf einen frei herumlaufenden Dackel verpassten wir eine Abzweigung und sahen so nur knapp 3km der Strecke (dafür in beide Richtungen ?).

Am Abend gab es – zumindest für die Läufer unserer Gruppe – ein leichtes Abendessen in den Pöschl-Stuben, und Jonas, der schon seit Anfang der Woche die Gegend erkundet hatte, war auch dazu gekommen. Konnten wir bei angenehmen Temperaturen und Sonne noch zum Gasthof laufen, so überraschte uns im Anschluss Regen und sorgte für Unruhe wegen der schwierigen Bergabpassagen der Wettkampfstrecke, die im Vorfeld schon für hitzige Diskussionen gesorgt hatten.

Der nächste Morgen begrüßte uns zunächst mit Nebel, doch der verzog sich ziemlich rasch und ich konnte nach dem Frühstück von meinem Zimmer schon das Ziel des heutigen Wettkampfs sehen – Hm, sieht gar nicht so hoch aus…

Der Große Arber, morgens vor dem Start noch etwas wolkenverhangen

Um 9 Uhr machte ich mich mit Tom zusammen auf den Weg zur Arberlandhalle und war froh, dass für mich heute keine Gefahr bestand, schon vor dem Start ein überlanges Einlaufen zu absolvieren wie 2013 am Hochfelln. An der Halle trafen wir André, Jonas und Melanie, so dass unser kleines Team komplett war. Dort erfuhren wir auch, dass wir die kritischen Bergabpassagen umlaufen würden, weil es durch den Regen in der Nacht zu riskant für die Teilnehmer gewesen wäre. Das war eine gute Nachricht, doch im Gegenzug verlängerte sich auch die Strecke von 12.5km auf offiziell 13.8km – für eine Deutsche Meisterschaft nur unter diesen besonderen Umständen zulässig.

Das lockere Einlaufen mit wem kurzen Steigerungen habe ich mit knapp zwei km relativ kurz gehalten, das Rennen sollte ja lang genug sein. Etwas geärgert habe ich mich über die Notiz meiner GPS-Uhr, ich wäre heute um -5 Einheiten schlechter drauf als gestern – so fühlte ich mich gar nicht! Dieser Interpretation aus R–R-Herzfrequenzdaten werden wir in einem separaten Beitrag sicher noch einmal genauer auf den Grund gehen.

Der Start erfolgte pünktlich um 10:00 und vorher verwendete der Starter einige Zeit darauf, das komplette Feld hinter die lilafarbene Startlinie zu bringen – diese 3m waren sicher bei der Streckenlänge von knapp 14km entscheidend – und komprimierte uns dabei enorm. Na ja, wenigstens konnte nun niemand mehr umfallen… ?

Nach dem Start ging es erst einmal leicht bergab und auf den ersten 2km gab es nur einen kurzen Anstieg. So hatte ich die ersten beiden Kilometer nach genau 8:00 absolviert und fühlte mich gut. Das änderte sich bei Kilometer 3, als wir vom breiten Forstweg abbogen und es an der Arberhütte vorbei auf einem immer schmaler werdenden Pfad bergauf ging. Auf den folgenden knapp 2km wurde ich immer langsamer, weil ich mit diesem Untergrund aus Steinen und Wurzeln überhaupt nicht klar kam. Die Steigung war gar nicht so groß und für viele war diese Passage wahrscheinlich überhaupt nicht schlimm – ich fühlte mich heute wie im falschen Film und hatte dachte zwischendurch beim Blick auf die Uhr angesichts der angezeigten Pace von 8:35min/km, dass ich beinahe stehe. Es folgte ein Passage zum Ausruhen, auf der es leicht bergab am Großen Arbersee vorbei ging, wo ich mich über die lautstarke Unterstützung von Elfi und Lutz sehr freute.

Doch dann ging es die nächsten 1.7km durch den Wald auf mit Steinen und Wurzeln gespickten Pfaden bergauf. Tom sagte später, dass ihm diese Trails „total viel Spaß gemacht“ hätten – ich fühlte mich heute einfach nur wie im falschen Film. Aber gemäß dem Motto „Man soll trainieren, was man am wenigsten mag!“ werde ich solche Wege in den Wäldern um Heltersberg suchen, wenn ich wieder daheim bin ?.

Nach 5.5km gelangten wir an einen breiteren Forstweg, der zunächst leicht bergab führte. Ich war von dieser kleinen Auszeit begeistert, erholte mich relativ schnell und konnte direkt einige vor mir laufende Teilnehmer überholen. Hier begann dann sozusagen für mich der Wettkampf erst richtig und ab diesem Punkt hat mich bis ins Ziel niemand mehr überholt (zwischenzeitlich schon – aber es wird ja hinter der Ziellinie abgerechnet!). Der Rest der Strecke verlief für einen Berglauf sehr flach, es waren 320 Höhenmeter verteilt auf 8km, doch der Untergrund war nun „normal“ und es lief bei mir deutlich besser. Hart waren dann noch einmal die letzten 900m, auf denen etwa 160 Höhenmeter über 120 Stufen – Fels mit Holzbohlen, Melanie hatte sie gezählt – zu überwinden waren. Nachdem ich diesen Abschnitt mit einer nur kurzen Gehpassage hinter mich gebracht und auf den letzten Metern von Dieter lauf rufend begleitet die letzte Stufe geschafft hatte, waren die letzten 100m flacher Strecke bis ins Ziel schon von den ersten Glücksgefühlen begleitet. Nach 1:18:44h und knapp 13.5km bei 820 Höhenmetern lief ich ziemlich erschlagen über die Ziellinie – gut 20min hinter dem Sieger Maximilian Zeus (0:57:56h). So einen langen Berglauf habe ich noch nicht mitgemacht. Und auch wenn manchen die Strecke insgesamt zu flach und zu wenig alpin war, hat sie mich zumindest heute an meine Grenzen gebracht.

Jonas kurz vor dem Ziel

Nach dem Umziehen ging es in trockenen Sachen mit viel Tee, Kuchen, Tomaten- und Gurkenstücken (eine starke Kombi – habe ich so noch nicht erlebt ?) schnell wieder besser und nach einigen Gruppenbildern am Gipfel machten wir uns auf den weg zur Seilbahn und ins Tal. Dort war der VW Bus geparkt und Lutz fuhr uns zurück zum Hotel. Dort nutzten einige von uns den Wellnessbereich, um den müden Muskeln im Whirlpool, dem kleinen Schwimmbecken und einem Tecaldarium die verdiente Erholung zu gönnen. Mir hat das tatsächlich geholfen, in den nächsten Tagen fühlte ich mich zwar etwas schlapp in den Beinen, hatte aber praktisch keinen Muskelkater.

Um 15:30 begann die Siegerehrung und vorher hatten wir uns schon mit einem Teller Nudeln gestärkt. Die Veranstalter schafften die stimmungsvolle Siegerehrung für den offenen Lauf, die Bayerischen Meisterschaften und natürlich die Platzierungen der Deutschen Meisterschaften in 90 Minuten – stark! Mit unserem Mini-Team konnten wir dabei beachtliche Platzierungen erreichen: Jonas hatte sich zwar etwas mehr ausgerechnet, doch er wurde hervorragender 6. der Gesamtwertung und war dabei nicht weit hinter den Podestplätzen. Melanie war insgesamt 5. Frau und mit nur 14 Sekunden denkbar knapp hinter der Drittplatzierten Julia Belger. Tom erreichte einen großartigen 26. Platz in der Gesamtwertung und war damit Deutscher Vizemeister in seiner Altersklasse M45. Schließlich belegte die erste Männermannschaft mit Platz 4 in der offenen Wertung und ich war sehr glücklich mit dem Vizemeistertitel unserer Mannschaft in der Altersklasse M45 ?.

Das Männerteam des TuS nach dem Lauf

Den Abend ließen wir mit leckerem Essen erneut in den Pöschl-Stuben ausklingen und machten uns nach einer weiteren Übernachtung am nächsten Morgen auf die Heimfahrt. Dieter brachte uns bei relativ freien Straßen in Rekordzeit wieder nach Heltersberg und an dieser Stelle seien ihm, Elfi und Lutz für ihre großartige Unterstützung und Anfeuerung im Wettkampf herzlich gedankt. Es war ein erfolgreicher und sehr angenehmer Ausflug in den Bayerischen Wald.

Und nun heißt es für die Deutschen Meisterschaften im September 2018: Brocken, wir kommen!

Deutsche Meisterschaften Berglauf 2017 (243 Teilnehmer), Einzelergebnisse der TuS-Läufer
Platz gesamtPlatz AKVornameNameZeit
65. LKMJonasLehmann0:59:56
262. M45TomHeuer1:06:10
575. M40AndréBour1:11:04
635. LKFMelanieNoll1:11:41
11118. M45MartinBracke1:18:44
Deutsche Meisterschaften Berglauf 2017, Ergebnisse des TuS in der Mannschaftswertung
Platz / WertungVornameNameGesamtzeit
4. offene KlasseJonasLehmann3:17:10
TomHeuer
AndréBour
2. M40/45TomHeuer3:35:58
AndréBour
MartinBracke

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