Leistungsdiagnostik – was wird da eigentlich gemacht?

Früher nur von Profiathleten angewandt, nutzen sie heute auch immer mehr Hobbyläufer zur Trainingsplanung: die Leistungsdiagnostik.

Doch was wird da eigentlich gemacht und was bringt es mir beim Laufen? Um diese Fragen zu beantworten gebe ich hier einen kleinen Einblick in die sportmedizinische Diagnostik.

Spirometrie:
Bei der Spirometrie wird die Atmung über eine dicht sitzende Maske überwacht, dadurch können beim Laufen das Luftvolumen jedes Atemzugs und daraus auch die Kapazitäten, beispielsweise die Dehnbarkeit der Lunge, gemessen werden. Ebenso werden sie Geschwindigkeit des Atemflusses und die Sauerstoffaufnahme in Gewebe beurteilt. Vor allem diese als VO2 bezeichnete Größe ist ein guter Indikator für die Leistungsfähigkeit des Läufers. Ebensfalls kann man an den Kurven, die das Ein- und Ausatmen gegen die Zeit auftragen, mögliche Störungen wie ein belastungsabhängiges Asthma oder vorher bestehende strukturelle Lungenerkrankungen erkennen.

Elektrokardiographie (EKG) und Blutdruckmessung:

Das EKG und die Blutdruckmessung dienen der Überwachung der Belastung auf das Herz-Kreislauf-System. Herzfrequenz und Blutdruck steigen physiologischerweise bei Belastung an, vor allem interessant ist hierbei, ob Blutdruckspitzen über 220/130 auftreten und somit gefährlich für druckempfindliche Organe wie Niere und Gefäße im Gehirn wären und ob gehäuft Herzrhythmusstörungen auftreten. Ebenfalls kann man an der Kurve des EKGs Zeichen der Sauerstoffunterversorgung erkennen und damit aus diesen drei Parametern einen kritischen Wert an Belastung festlegen, der während des Trainings nicht überschritten werden sollte, um mögliche Folgeschäden an Herz und Gefäßen zu vermeiden. Ebenso kann die maximale Herzfrequenz bei einer Ausbelastung bestimmt werden und anhand dieser grobe Trainingsbereiche für Läufer, die ein Pulsmessgerät verwenden, festgelegt werden.

Blutentnahme:

Die Blutentnahme ergibt wertvolle Informationen über den Sauerstofftransport im Körper (je mehr rote Blutkörperchen, die den Sauerstoff durchs Blut transportieren, desto höher liegen der Hämoglobin- und Hämatokritwert), den Grad muskulärer Belastung (CK, LDH) und mögliche Entzündungsreaktionen (CRP). Ebenfalls kann man einen groben Überblick über die Funktionen der Organe erhalten und mögliche Mangelzustände (z.B. Eisenmangel, der zu einer Blutarmut und damit verbundenem schlechterem Sauerstofftransport führt) erkennen.

Laktatmessung:

Die Laktatmessung ist das wohl bekannteste Mittel zur Leistungsdiagnostik, die Blutentnahme erfolgt typischerweise aus den Kapillaren am Ohrläppchen. Laktat ist ein Stoffwechselprodukt aus dem Glucoseabbau, der auch ohne Belastung immer in geringen Konzentrationen im Körper vorkommt. Es entsteht, sobald einem Gewebe nicht mehr genügend Sauerstoff zur Verfügung steht, um Glucose auf konventionellem Weg abzubauen und kommt somit nicht nur beim Sport, sondern auch bei anderen Erkrankungen wie einem Herzinfarkt vor. Das Blut aus dem Ohrläppchen wird in einer Kapillare aufgesogen und anschließend in einem Gerät mit einem bestimmten Lösungsmittel die Laktatkonzentration bestimmt.

Hieraus können anschließend bestimmte Werte ermittelt werden:

Die aerobe Schwelle ist der Punkt ab dem ein Laktatanstieg erkennbar ist, er ist quasi der Trigger, dass überhaupt verstärkter Stoffwechsel stattfindet. Die anaerobe Schwelle kann auf verschiedene Weisen bestimmt werden: bei der Methode nach Dickhuth wird der Wert ermittelt, der 1,5 mmol/L über dem Ausgangswert liegt (Gesamtwert etwa 2,5 mmol/L), dies ist der Punkt, ab dem der Körper nicht mehr genug Sauerstoff bereitstellen kann, um Glucose auf normalem Weg zu verstoffwechseln. Behält der Läufer dieses Tempo bei, so häuft er mit der Zeit immer mehr Laktat an, welches dann unabdingbar zur Ermüdung führt und dadurch die Zeitdauer der Belastung limitiert. Einen 10 km Lauf läuft man noch über der anaeroben Schwelle, da man den Laktatanstieg über die Dauer des Rennens kompensieren kann, bei einem Marathon hingegen ist strikt darauf zu achten, dass kein Laktat gebildet wird und deshalb das entsprechende Tempo nicht überschritten wird. Schon geringe Laktatbildung zu Beginn eines langen Wettkampfs können am Ende zu massiven Einbrüchen führen. Die Laktattoleranz lässt sich durch den maximal erreichbaren Wert an Laktat vor Abbruch der Belastung erkennen (meist 8-20 mmol/L). Sie zeigt, wie lange der Läufer eine Anstrengung im „roten Bereich“ verkraften kann. Diese Laktattoleranz ist vor allem für Mittelstreckenläufer von enormer Bedeutung, da hier von Beginn des Rennens an eine Sauerstoffschuld eingegangen wird, die der Körper nur durch massive Produktion von Laktat ausgleichen kann.

Neue Methoden:

Neuere Forschungen beschäftigen sich mittlerweile mit der Messung zellfreier DNA-Fragmente im Kapillarblut der Finger. Bei Belastung werden dauerhaft Zellen zerstört, aus denen dann DNA (Bestandteile des Zellkern, die die Erbinformation tragen) freigesetzt wird. Dadurch erfolgt ein Anstieg schon ab Beginn der Belastung der sehr viel deutlicher kleine und sehr große Belastungsschäden aufzeigt. Das Ziel ist dadurch die genaue Berechnung von Erholungszeiten nach der Messung und dadurch noch individuellere und gezieltere Trainingsplanung.


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