Ein Marathon kommt selten allein…

…aber gleich 42? An 42 aufeinanderfolgenden Tagen? Es klingt auch für passionierte Läufer extrem, was der Läufer Andreas Hesch, der regelmäßig für die Running-Abteilung des 1. FCK bei Laufveranstaltungen der Region an der Startlinie steht. Der Heilpraktiker und Lauftherapeut mit eigener Praxis in Katzweiler war schon immer in verschiedenen Bereichen des Sports unterwegs und hat sich seit 2007 nach längerer Aktivitätspause (wer kennt das nicht?) dem Laufen verschrieben. Er mag die langen Strecken und mit 2:54:32h eine beachtliche Bestmarke im Marathon stehen. Auch an noch längeren Ultraläufen hat er bereits teilgenommen.

In diesem Frühjahr hat er allerdings etwas ganz Besonderes vor und möchte sich damit selbst einer ganz neuen Herausforderung stellen, die eigenen Grenzen suchen und nach hinten verschieben: Am 29. April fiel der Startschuss zu einer Serie von 42 Läufen über die Marathondistanz innerhalb von 42 aufeinanderfolgenden Tagen: Das sind 1772.19km – für die meisten unglaublich, oder? Und noch beeindruckender aus meiner Sicht ist, dass er während dieser Zeit den normalen Betrieb seiner eigenen Praxis aufrecht erhält und jeden Tag bis 15:30 Uhr seine Patienten behandelt! So finden die Läufe an Wochentagen um 17 Uhr statt, an den Wochenenden geht es jeweils um 9:30 Uhr los. Und damit das Ganze nicht nur ein persönliches Event zum Ausloten der eigenen Grenzen bleibt, hat Andreas eine richtig große Benefizaktion daraus gemacht, bei der Spenden zur Unterstützung des Kinderhospiz Kaiserslautern gesammelt werden – eine großartige Sache! Viele regionale Sponsoren unterstützen die Aktion und alle Mitläufer und Zuschauer sind natürlich herzlich eingeladen, mit ihren Spenden etwas beizusteuern.

Am vergangenen Sonntag, dem 29. April, fiel also der Startschuss für diese beeindruckende Serie: In Kindsbach fiel kurz nach 9:30 Uhr der Startschuss für den ersten Lauf über die Marathondistanz und viele Läuferinnen und Läufer waren gekommen, um gemeinsam mit Andreas zumindest einen Teil der Strecke zu laufen.

Gelaufen wurde auf einer Wendepunktstrecke von gut 7km Gesamtlänge, die einen Teil der in der Region gut bekannten Kurses des Möbelspedition Sander Straßenlaufs (der in diesem Jahr am 29.07. zum 36. Mal ausgetragen wird) ausmachte.

Sehr kurzfristig hatte ich mich dazu entschlossen, bei diesem Auftakt einen Teil der Strecke mitzulaufen und war begeistert über die große Zahl von Läufern und Zuschauern, die zum Start nach Kindsbach gekommen waren. Die Geduld aller wurde dabei noch ein wenig durch das Wetter auf die Probe gestellt, denn bis kurz vor dem Start gab es teilweise sehr kräftige Regenschauer – die ließen aber ganz pünktlich nach und wenig später kam die Sonne raus, so dass ein perfektes Laufwetter herrschte. Nach der offiziellen Begrüßung und Eröffnung der Aktion durch die Organisatoren, bei der auch die Schirmherrin Miriam Welte – Olympiasiegerin und mehrfache Weltmeisterin im Bahnradfahren – dabei war, ging es endlich los. Die ersten Minuten lief Andreas vor dem Feld und ich nutzte Gelegenheit, um mich bei ihm ein wenig über die Hintergründe seiner Aktion, seine Motivation und natürlich die Vorbereitung zu informieren ? Dabei blieben alle zur Unterstützung gekommenen Mitläufer ganz artig hinter ihm, bis er sich in die Mitte des Feld zurückfallen ließ. Bei den Läufen stehen ja nicht die einzelnen erzielten Zeiten im Vordergrund, es sind möglichst viele eingeladen, sich selbst laufend zu beteiligen, den inneren Schweinehund zu überwinden und vielleicht zum ersten Mal eine längere Strecke zum Joggingtempo zurückzulegen. Es waren auch Inliner und Spaziergänger am Start, die Andreas bei seiner Aktion begleiten und unterstützen wollten. Natürlich gab es auch einige passionierte Läufer, die in flottem Tempo vorweg liefen und zumindest einer hat meines Wissens auch die komplette Distanz als „Trainingslauf“ mitgemacht, wobei eine Zeit von knapp 1:30h für die Halbmarathonstrecke für sehr viele schon deutlich mehr als das normale Trainingstempo sein dürfte ?

So ruhig sah während des Vormittags die Strecke selten aus!

Die Stimmung war auf jeden Fall herrlich und überall waren kleinere und größere Gruppen zu sehen, in denen man sich unterhielt, die sich auflösten und wieder neu bildeten. Auch ganze Familien mit Kind, Kegel und Hund waren dabei – besser hätte der Start wohl nicht laufen können! Die Organisatoren in Kindsbach um Bernhard Hettesheimer hatten mit Hilfe lokaler Sponsoren und vieler Helfer auch für reichlich Verpflegung gesorgt: Es gab zwei Stände mit Getränken und Verpflegung in Form von Obst und süßen Teilchen, mit denen man sich zwischendurch stärken konnten. Dazu gab es Musik und Verpflegungsmöglichkeiten für die vielen Besucher, die alle Läufer und natürlich allen voran Andreas Hesch kräftig unterstützten.

Andreas mit „Begleitschutz“ bei Halbzeit – sieht noch locker und entspannt aus ?

Angesichts der guten Stimmung und der vorbildlichen Verpflegung dürfte so mancher sich spontan dazu entschieden haben, doch etwas länger als geplant mitzulaufen. Man konnte auf der Strecke ja jederzeit umdrehen oder befreit vom üblichen Zeitdruck auch mal ein Stückchen gehen. Ich selbst wollte ursprünglich einfach mal die ersten 7km mitlaufen und dann vielleicht noch eine zweite Runde – geworden sind es dann drei Runden, also ein schöner Halbmarathon am Sonntagmorgen. Dann hat es mir aber doch gereicht, denn es steckte noch ein Tempodauerlauf vom Vorabend in den Beinen, der sich bemerkbar machte.

Das machte mir aber auch bewusst, wie außergewöhnlich das Vorhaben von Andreas ist, denn man kann natürlich bei geeignetem Training einen Marathon laufen – das machen ja durchaus viele Leute. Aber in den Tagen danach sind dann normalerweise Ruhe und nur leichtes Training, oft sogar eine Laufpause, angesagt. Und dieser Mann steigt am Folgetag wieder in die Laufschuhe und läuft die nächsten 42.195km – unter der Woche nach seinem normalen Arbeitstag. Ich ziehe also meinen virtuellen Hut, verneige mich ganz tief und wünsche dir alles Gute für den weiteren Verlauf deiner Aktion, Andreas!

In diesen Minuten, in denen ich meinen Bericht schreibe, ist gerade der 7. Lauf gestartet, der in Wartenbach-Rohrberg ausgetragen wird. Und morgen können sich Interessierte beim vom TuS Hirschhorn organisierten Teilabschnitt auf einem 5.5km Rundkurs Andreas anschließen. Über diese und alle weiteren Abschnitte der bis zum 9. Juni dauernden Aktion mit großem Finale am Schulzentrum Süd in Kaiserslautern kann man sich im Netz informieren auf den Seiten von Netkomed.

Ich kann allen, deren Interesse jetzt beim Lesen geweckt wurde, eine Teilnahme und Unterstützung der Benefizaktion nur wärmstens empfehlen. Neben dem Engagement für die gute Sache kann jeder dabei auch etwas für die Gesundheit und den eigenen Körper tun. Und vielleicht wird dabei ja bei der einen oder dem anderen die Leidenschaft für das Laufen entfacht ?

 


Schreibe einen Kommentar