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Juli 10, 2018

Nebelhorn-Berglauf Oberstdorf

Wie asphaltiert man einen Weg, der teilweise über 30% Steigung aufweist? Indem man viel Split in den Teer mischt, könnte eine technisch zielführende Antwort lauten. – Als Teilnehmer des Nebelhorn-Berglaufs am 01. Juli drängt sich einem zwar genau diese Frage auf, die genaue Antwort wird aber an diesem Tag niemanden wirklich interessiert haben, der sich dem laut Veranstalter „härtesten Berglauf Deutschlands“ gestellt hat. Ob dieses Attrikbut wirklich zutrifft, sei hier mal dahingestellt, fest steht jedoch: Er ist enorm steil. Gut 1400 Höhenmeter auf etwas über 10 km, der erste davon flach, allein über 600 Höhenmeter auf den 3 km vom Latschenhang zum Edmund-Probst-Haus. Die Strecke ist dabei nie technisch anspruchsvoll, Trittsicherheit ist selten gefragt. Auf Grund der größtenteils geteerten Strecke – lediglich die letzten beiden Kilometer verlaufen auf einem nicht asphaltierten, allerdings auch ziemlich befestigten Bergwerg – verlangt das Nebelhorn von den Läufern vor allem eins: Kraftausdauer. Es fehlen die Wurzelpfade des Hochfelln-Berglaufs, der lose Schotter im Dammkar des Karwendel-Berglaufs und die ausgesetzten Kraxelpassagen am Schilthorn. Stattdessen sind – wie eigentlich immer beim Berglauf – eine gute Renneinteilung, eine gewisse Quälbereitschaft und eben auch ein gewisses Gespür gefragt, wann es sich noch zu laufen lohnt und wann man besser in den strammen Gehschritt wechselt.
Doch nun der Reihe nach. Am Sonntag ging es pünktlich um 9.15 Uhr am Oberstdorfer Marktplatz los. Das Wetter war gut, wenn auch nicht so super läuferfreundlich. Die Sonne schien bereits kräftig vom Himmel, wurde aber immerhin zeitweise von ein paar Schleierwolken verdeckt. Jedoch allemal besser als Regen, Nebel oder Schnee am Gipfel. Vom Marktplatz ging es dann durch die Straßen von Oberstdorf zur Skisprungschanze, wo jedes Jahr das Auftaktspringen der Vierschanzentournee stattfindet. Bis hier hin lag Max Zeus in Führung, ich befand mich in einer kleinen Verfolgergruppe ein paar Meter dahinter. Nun folgt der erste Härtetest, wenn auch noch ein verhältnismäßig moderater. Es geht hinauf zur Seealpe, die Steigung liegt bei durchgehend zwischen 10 und 15%. Wir schließen uns relativ rasch zu einer Vierergruppe zusammen mit Max, Marcel Krieghoff und Philipp Zewe zusammen. Gemeinsam mit Marcel kann ich mich dann von den beiden anderen ein kleines Stück absetzen. Kurz vor der Seilbahnstation kann ich mich dann ein paar Meter absetzen, das auf dem folgenden Flachstück von Max wieder zugelaufen wird. Wir gehen also gemeinsam ins berüchtigte Steilstück am Latschenhang. Die erwähnten 3 km mit über 600 Höhenmetern, die Sonne steht inzwischen schon ziemlich hoch am Himmel und bereits auf den ersten steileren Metern kann ich wieder eine kleine Lücke reißen. Jetzt es „Augen zu und durch“. Der Weg zieht sich zunächst wie eine Parabel immer steiler werdend in den Hang, ehe er sich in Serpentinen zum Edmund-Probst-Haus und zur Seilnahnstation „Höfatsblick“ windet. Flacher wird er durch die Serpentinen mitnichten. Es wecheln quasi unlaufbare „Wanderabschnitte“ mit wieder laufbaren Passagen. Zahlreiche Übergänge verlangen ständige Aufmerksamkeit, dass man den richtigen Zeitpunkt zum „Technikwechsel“ nicht verpasst. Zumindest erleichtert das erwähnte geteerte Geläuf die Konzentration, um die „Traktion“ muss man sich keine Gedanken machen. So geht es weiter zum Höfatsblick, der Vorsprung vor Max und dem zu ihm aufgeschlossenen Philipp Zewe beträgt etwa 50 m. Nach der Seilbahnstation wird es erstmal etwas flacher, der Bodenbelag wechselt zu festem Schotter bzw. Split. Wieder wechselt das Gelände permanent in seiner Steilheit, das Ziel am Gipfel des Nebelhorn mit der weithin sichtbaren Bergstation ist jetzt gut zu erkennen. Noch einmal geht es etwas flacher um eine Skiliftstation herum. Ein Blick zurück bringt mir die Gewissheit, dass der Vorsprung eher größer als kleiner wird und so kann ich mir die Kraft für den letzten Kilometer noch einmal etwas einteilen, ehe ich die letzten steilen Serpentinen zum Ziel in Angriff nehme, das ich nach 1:02 h als Sieger vor Max und Philipp erreiche.
Der Ausblick vom Gipfel ist zwar durch die inzwischen aufgezogene Bewölkung etwas eingeschränkt, entschädigt aber dennoch für die Mühen des Anstiegs.