Berglauf-DM am Jenner

Die Nachricht, dass dieses Jahr doch noch die Berglauf DM stattfindet, kam spät, sehr spät. Genau genommen hat mir Tim den Floh von der frischen Ausschreibung nach dem Resi-Lauf im August ins Ohr gesetzt. Gesagt, getan. Ich hatte ja noch knapp 2 Monate für die Vorbereitung. Aber wie bereitet man sich im Pfälzer Hügelland auf 8,4 km und 1200 HM vor? Nach dem Lauf habe ich viele Ideen. Aber der Reihe nach. Das lange erste Oktoberwochenende bot sich an, einen Familienausflug an den Königsee zu machen. Da lohnt sich die weite Anreise wenigstens, die Freitag umso länger wurde bei der Umfahrung endloser Staus…

Umso froher war ich, Samstag durchatmen zu können. Zumindest reichte es für ein bisschen Sightseeing am Malerwinkel und Minigolf mit meinem Sohn bevor das Wetter endgültig abschmierte und ein Regenband nach dem anderen durchrauschte. Bei der Abholung der Startnummer bot sich ein ungewohntes Bild. Ein kleiner Tisch an der Talstation der Jenner Bergbahn – keine Pastaparty, keine internationalen Stars wie damals am Hochfelln.

153 Starter sind doch recht übersichtlich (48 Frauen und 105 Männer) und der Nervositätspegel hielt sich in Grenzen. Ich wusste eh nicht mit welcher Taktik ich ins Rennen gehen sollte, weil mir die gleichmäßige, durchschnittlich 14,4%-ige Steigung mächtig Respekt einflößte. Der letzte Hochfelln ist 8 Jahre her und die Performance lässt kontinuierlich nach. Vielleicht Bronze in unter einer Stunde??? Der erste Platz war quasi vergeben, denn mit Markus May hatte ein Athlet gemeldet, der die Gesetze der Natur anscheinend außer Kraft gesetzt hat – 1:13:59 beim HM in Ulm und 35:38 in Saarbrücken, was ihm im September bereits zweimal Gold in der AK einbrachte.

Sonntagmorgen, Startaufstellung. Pünktlich setzt der Regen wieder ein und ich stehe eigentlich viel zu weit hinten. Aber lieber überholen als überholt werden sagte ich mir und schon ging es los. Nach einem Kilometer Asphalt ging es auf einem gut laufbaren Fahrweg weiter. Habe ich „gut laufbar“ geschrieben? Ich musste tatsächlich nach der halben Strecke erste Schritte gehen. Damit war ich nicht wirklich langsamer als meine laufenden Mitstreiter vor mir, aber hier hätte ich Boden gutmachen können. So zog es sich in die Länge und endlich stand ich vor dem letzten 1,4 km langen Zickzack Pfad, der trotz Erschöpfung richtig viel Spaß gemacht hat. Es ging über Stock und Stein und nach 59 Minuten und 38 Sekunden kam ich bei 3° und Nieselregen an der Bergstation an. Somit hatte ich das Zeitziel erreicht. Dass ich damit nur Vierter würde, hatte ich nicht erwartet. Das klingt nach Jammern auf hohem Niveau, aber dem 2. hatte ich am Großen Arber vor 5 Jahren noch 2 Minuten abgenommen, dieses Mal war es genau andersherum. Stellt sich die Frage: Würde ich es wieder tun? Ja, auf jeden Fall. Und wenn nächstes Jahr der oder die eine oder andere aus Heltersberg mitkommt, macht es nochmal mehr Laune.

Tom auf dem Weg zum Ziel (Foto: Helmut Reitmeir)

Natürlich gibt es noch viele, wichtigere Dinge vom Lauf zu berichten. Einige Highlights aus meiner Sicht:

  • Den Sieger, Julius Ott, hatte wohl keiner auf dem Schirm und mit 44s über dem legendären Streckenrekord von Guido Dold hat der 25-jährige eine ordentliche Zeit abgeliefert.
  • Dahinter wurde es hauchdünn, denn nur 18s später rangelten Lukas Ehrle und Benedikt Hoffmann zeitgleich ins Ziel, was 2 Silbermedaillen bedeutete und Benedikt der Meistertitel erneut verwehrt blieb.
  • Wo wir gerade bei Lukas Ehrle sind: Seine 15-jährige Schwester Julia hätte Silber gewonnen, wenn sie mindestens 16 Jahre alt wäre. Chapeau! So landete sie auf der 18 Teilnehmer zählenden Ergebnisliste des parallel gewerteten Jennerberglaufs.
  • Laura Hottenrott war bei den Frauen nicht zu schlagen und siegte deutlich vor Hanna Gröber.

Ergebnisse des Jenner Berglaufs am 02.10.2022 by my|raceresult


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