Welcher Weg führt am schnellsten über die drei Kaiserberge Hohenstaufen, Rechberg und Stuifen im Ostalbkreis zwischen Göppingen und Schwäbisch Gmünd? Ich weiß es nicht. Der schönste ist aber sicherlich die Teilnahme am Albmarathon in Schwäbisch Gmünd. Wer dieses Vorhaben angehen will, muss auf der großen Schleife neben 50 km auch noch 1100 Hm bewältigen. Wer sich – wie ich – mit den beiden erstgenannten Gipfeln begnügt, der kann auf 25 km auch immerhin 740 Hm sammeln und kommt dabei ebenso in den Genuss der herbstlich gefärbten Landschaft, v.a. wenn die Wetterbedingungen so toll sind wie gestern.
Beim Start am Marktplatz entdeckte ich auch wieder den Sieger des Vorjahres, Endisu Getachew, mit dem ich mir damals ein schönes Duell geliefert hatte, in dem ich letztlich um 10 Sekunden das Nachsehen hatte.
Auf den ersten Kilometer bildete sich dann eine größere Gruppe, u.a. mit dem Drittplatzierten Fabian Schneckenburger (TF Feuerbach), Luel Gebrengus (TSG Schwäbisch Hall/ 4. Platz) und Simon Friedrich (FC Deutsche Post/ 5. Platz). Allerdings war auch schnell klar, dass das Rennen einen komplett anderen Charakter haben würde als im Vorjahr. War es damals ein geradliniger Lauf in gleichmäßig hohem Tempo mit einigen Führungswechseln, so fühlte sich heuer irgendwie keiner für die Tempoarbeit verantwortlich, so dass ich mich letzten Endes dann doch wieder vor das Feld spannte. Durch einige Tempoverschärfungen konnte ich mich dann bis km 9 mit Ausnahme von Endisu von allen Verfolgern absetzen und es kam zur Neuauflage des Vorjahresduells. Dieses Mal war er aber offenbar nicht bereit, auch nur einen Meter Führungsarbeit zu leisten, so dass ich mir die Frage nach der besten Renntaktik stellen musste. Abwarten bis zum finalen Anstieg hoch zum Rechberg, der mir mit seiner Steilheit sicher sehr entgegenkommt und bei dem er im Vorjahr ziemlich eingebrochen ist? Dies birgt allerdings die Gefahr, auf dem Flachstück hin zum Rechberg wieder in eine Tempoverschärfung zu laufen, bei der ich damals die entscheidenen Meter verloren hatte. Also doch wieder die gute alte Zermürbungstaktik, zu der ja der Anstieg zum Hohenstaufen geradezu prädestiniert ist. Ein mittelschwerer Einstieg auf asphaltiertem Feldwirtschaftsweg, gefolgt von einer Flachpassage und einem richtig steilen Stück über Wiese und Schotter hinauf zur Burgruine.
Das hieß nun noch einmal Durchschnaufen bis km 14 und dann alles reinhängen, ohne natürlich zu überziehen. Denn nach dem Hohenstaufen folgen ja noch acht Kilometer hinüber zum Rechberg. Zunächst blieb Endisu noch hartnäckig im Windschatten, gegen Ende des ersten Anstiegs konnte ich mich dann aber ein paar Meter lösen, die ich dann mitnahm in den steilen Abschnitt. Auf der nach dem Wendepunkt dem Aufstiegsweg zunächst entgegenführenden Bergabpassage konnte ich dann auch erkennen, dass der Abstand nun schon deutlich angewachsen war. Die Taktik schien also aufzugehen. Auf dem welligen Überführungsstück hinüber zum Rechberg galt es nun, das Tempo hochzuhalten. Der Aufstieg zum Rechberg war dann nochmal ein richtig harter Brocken, wofür natürlich der Tagessieg und der tolle Blick über die Schwäbische Alb bei strahlender Herbstsonne mehr als entschädigten. Die Zeit war mit glatten 1:34:00 h dem Rennverlauf entsprechend deutlich langsamer als im Vorjahr, als wir beide mit 1:31:15 h bzw. 1:31:25 h deutlich unter dem alten Streckenrekord von Robbie Simpson geblieben waren, kann sich aber in der Historie des Laufs immer noch sehen lassen und dürfte die viertschnellste bisher gelaufene Zeit sein.