Motivation – über den Wettkampf mit mir selbst

Es ist der 23. Januar, 9:15 Uhr. Draußen sind es -2 Grad und ein böiger Nordostwind.

Ich schaue auf meinen Trainingsplan: 10 Km Tempodauerlauf, nicht grade so das optimale Programm, wenn man sich eigentlich lieber ins warme Wohnzimmer verziehen möchte, aber was soll’s… Laufkleider in möglichst dicker Ausführung an, Schuhe schnüren und los gehts.

Beim Einlaufen wird mir nicht so richtig warm und ich beginne zu überlegen, was einen eigentlich dazu treibt sich das jetzt zu geben, quasi den Wettkampf mit mir selbst einzugehen.

Dieses Gedankenspiel setzt sich in den Tempolauf fort, was schonmal hilft, dass das Ganze schneller rum geht und daraus erkenne ich Grundpfeiler 1: Ablenkung.

Wenn ich meinen Kopf beschäftige, geht das Training ja mal viel schneller rum, entweder ich rechne mir immer meine Zwischenzeiten aus oder kombiniere das Training mit einem Trainingspartner, auch wenn er nur Teilstrecken mitläuft oder die Pausen etwas lockerer macht hilft einem das mental schon ganz viel weiter oder auch eine Radbegleitung kann, auch wenn man bei hohem Tempo nicht so viel erzählen kann durchaus hilfreich sein, damit sich die Belastung etwas leichter anfühlt.

Ich erreiche km 5, 16:04 min, hey, das ist ja gar net mal so schlecht, sogar 11 sec schneller als der Plan, na dann mal weiter.

Grundpfeiler 2: realistische Zeitziele.

Es bringt einem wenig sich ein super hohes Ziel im Training zu setzen, klar man will sich ja immer verbessern, aber oft hilft es, etwas niedriger anzusetzen als man das eigene Potential einschätzt, denn im Wettstreit mit der verrinnenden Zeit hat man so immer ein bisschen Vorsprung und das pusht, als ob man dem Gegner und gleichzeitig dem inneren Schweinehund wegläuft.

Aber was is der höhere Sinn des Ganzen, ich meine warum eigentlich überhaupt so hartes Training, das führt zu Grundpfeiler 3: ein Wettkampfziel.

Einfach wild Tempo drauflos zu trainieren ohne zu wissen, für was man es denn macht, das raubt einem auch die letzte Motivation, deshalb gilt es bevor man sich hartes Trainingsziele setzt erstmal zu schauen wann das kommende Wettkampfhighlight ist, egal ob 5 km, Halbmarathon, Trailrun oder Berglauf, man kann erstens besser planen, was das optimale Training ist und weiß dann auch, dass jede harte Einheit nur ein Zwischenschritt ist, um auf das größere Ziel zuzukommen, wie eine Treppe die man langsam hinaufsprintet 😉

Apropos km 8, da geht ja noch was, mit 25:46 min liege ich ja mittlerweile 14 sec vor dem Zeitplan von 3:15/km.

Grundpfeiler 4: flexibel sein.

Merkt man an einem guten Tag, dass man vielleicht doch mehr aus sich rausholen kann, dann lohnt es sich, das Ziel anzupassen, bei km 8 merke ich, dass doch eine 31er Zeit gehen könnte, also beschleunige ich und kriege durch das unerwartete neue Ziel am Ende nochmal einen Schub Zusatzmotivation. Andersrum gilt aber auch, wenn es mal nicht so gut läuft nicht direkt den Kopf in den Sand zu stecken, dann heißt es, die Einheit solide zu Ende zu bringen und sich für die nächste Herausforderung zu sammeln.

Ich mache nochmal richtig Tempo und komme mit 31:52 min an meiner Markierung an, das lief ja dann doch ganz flott und mental ziemlich entspannt. Und was jetzt? Im Ruhm sonnen und genießen, nein!

Denn Grundpfeiler 5 sagt: nie zu zufrieden sein!

Nach dem Training ist vor dem Training und gleiches gilt auch für den Wettkampf, aber es lohnt nicht, sich zu lange auszuruhen, denn sonst kommt beim nächsten Lauf bestimmt schnell die Ernüchterung und enttäuscht ist man eben schneller als zufrieden, deshalb dranbleiben und immer schon an die nächste Herausforderung denken!


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